Inkontinenz in oder nach der Schwangerschaft: Was tun?

Valentin Kronreif ist Mitgründer bei anni.care
verfasst vonValentin Kronreif
zuletzt aktualisiert am3. November 2023

Die Schwangerschaft ist eine Zeit voller Wunder und Freude, aber sie bringt auch einige Herausforderungen mit sich. Eine dieser Herausforderungen ist das Auftreten von Blasenschwäche, die sowohl während als auch nach der Schwangerschaft auftreten kann.


Aber keine Sorge: Es gibt viele Wege, dieses Problem zu bewältigen. In diesem Artikel werden wir die Ursachen von Blasenschwäche während und nach der Schwangerschaft erklären, ab wann Sie mit diesem Phänomen rechnen und was Sie dagegen unternehmen können.


Außerdem werden wir den Unterschied zwischen Urin- und Fruchtwasserverlust in der Schwangerschaft erläutern. Anschließend beantworten wir noch häufige Fragen in aller Kürze. 

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Inkontinenz in oder nach der Schwangerschaft
Schwangere mit Blasenschwäche

Blasenschwäche in der Schwangerschaft oder auch nach der Geburt ist im Leben von werdenden Müttern ein weit verbreitetes Phänomen und natürlich unangenehm. 


Etwa 50% aller Schwangeren erleben während dieser Lebensphase einen ungewollten Harnabgang im Körper. Doch welche Ursachen sind für die Inkontinenz in der Schwangerschaft verantwortlich?

1. Wirkung der Schwangerschaftshormone


Ein Grund für die Inkontinenz in der Schwangerschaft ist die erhöhte Konzentration des Schwangerschaftshormons Progesteron bei der Frau. Dieses Hormon entspannt die Muskulatur im Beckenboden, einschließlich der Blasenmuskulatur, und kann somit einen häufigeren Toilettengang – vor und nach der Geburt – verursachen.

2. Druck der Gebärmutter auf die Blase


Während der Schwangerschaft wächst die Gebärmutter und übt Druck auf die Harnblase und die Muskeln im Beckenboden aus. Zusätzlich steigt durch eine verbesserte Durchblutung die Urinproduktion der Nieren. 


Dies führt dazu, dass Frauen in der Schwangerschaft, selbst bei nicht voller Blase, häufiger Harndrang verspüren. Immerhin benötigt das Kind bis zur Geburt viel Platz zum Wachsen und die Blase hat nicht mehr ausreichend Raum, um sich auszudehnen.

3. Gewicht des Babys


Im letzten Trimester vor der Geburt ist besonders das zunehmende Gewicht des Babys für den erhöhten Harndrang verantwortlich. Das Baby drückt auf die Blase, was besonders bei Husten, Niesen oder Lachen zu ungewolltem Urinverlust führen kann.

4. Veränderungen in der Beckenbodenmuskulatur


Der Körper der Frauen bereitet sich während der Schwangerschaft auf die Geburt vor. Im Zuge dieser Wandlungen lockern sich die Muskeln im Beckenboden. 


Dies, zusammen mit dem Wachstum des Babys und der Wirkung der Hormone, kann den Druck auf die Blase erhöhen und somit unter anderem zu Inkontinenz führen.


Die hier aufgeführten Ursachen für Blasenschwäche während der Schwangerschaft sind wie gesagt keine Seltenheit. Sollten Sie jedoch regelmäßig einen unkontrollierbaren Harnabgang feststellen, ist es ratsam, Ihren Frauenarzt zu konsultieren.

Frau auf Toilette

Ab wann kann ich mit Inkontinenz in der Schwangerschaft rechnen?

Abschnitt mit dem Namen Ab wann kann ich mit Inkontinenz in der Schwangerschaft rechnen?

Urinverlust in der Schwangerschaft kann zu unterschiedlichen Zeitpunkten auftreten:

1. Trimester


Im ersten Schwangerschaftsdrittel kommt es durch hormonelle Veränderungen und den wachsenden Druck der Gebärmutter auf die Blase zu ersten Hinweisen. Hier bemerken viele Frauen einen erhöhten Harndrang.

2. Trimester


Ab der zwölften Schwangerschaftswoche richtet sich die Gebärmutter auf, was zu einer vorübergehenden Entlastung führt.

3. Trimester


Im letzten Schwangerschaftsdrittel, wenn das Baby wächst und vermehrt Druck auf die Blase ausübt, kann es wieder zu verstärkter Inkontinenz kommen. Dies ist auch auf die Entspannung der Beckenbodenmuskulatur zurückzuführen. Während dieser Zeit ist es nicht ungewöhnlich, dass Urintropfen beim Lachen, Niesen oder Husten abgehen.

Nach der Geburt


Die Inkontinenz nach der Geburt ist meist vorübergehend. Mit der Erholung des Beckenbodens sollte auch die Funktion der Blase und alles andere wieder normal werden.

Beckenboden

Was kann ich gegen Inkontinenz in / nach der Schwangerschaft tun?

Abschnitt mit dem Namen Was kann ich gegen Inkontinenz in / nach der Schwangerschaft tun?

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um die Symptome der Inkontinenz während der Schwangerschaft zu lindern und auch den Genesungsprozess nach der Geburt zu fördern. Im Folgenden finden Sie hilfreiche Tipps und Ratschläge.

1. Beckenbodentraining: Das Training der Beckenbodenmuskulatur ist eine effektive Methode zur Behandlung der Blasenschwäche. Durch die Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur können sich die Beschwerden erheblich verbessern. Beginnen Sie mit dem Training der Muskeln des Beckenbodens, sobald die ersten Probleme auftreten, selbst während der Schwangerschaft.

2. Beratung durch Fachleute: Ihre Hebamme oder Ihr Frauenarzt kann Ihnen Übungen zeigen und Empfehlungen geben, wie Sie den Beckenboden im Alltag schützen können.

3. Toilettenplan erstellen: Regelmäßige Gänge zur Toilette können dazu beitragen, dass die Blase entlastet wird und ein Tröpfeln daher seltener vorkommt. Versuchen Sie zum Beispiel, alle zwei Stunden zur Toilette zu gehen.

4. Nutzung von Inkontinenzprodukten: Inkontinenzeinlagen, ein Slip (Fixierhose) und Inkontinenzschutzhosen bieten zuverlässigen Schutz für ein angenehm sauberes Gefühl.

5. Ernährung beachten: Eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung fördert die Verdauung der Schwangeren und verringert somit den Blasendruck. Zudem sollten Sie vor allem ausreichend trinken, um eine Konzentration des Urins zu vermeiden.

6. Leichte körperliche Aktivität: Regelmäßige, leichte sportliche Betätigung, wie Schwimmen oder Yoga, kann das Risiko für Blasenschwäche reduzieren.

7. Beckenboden stärken im Alltag: Im Alltag können unauffällige Beckenboden-Übungen zur Stärkung der Muskeln im Becken der werdenden Mutter helfen, den Beckenboden zu kräftigen.

8. Gewichtskontrolle: Ein gesundes Körpergewicht der Frau beugt einer zusätzlichen Belastung der Muskulatur im Beckenboden vor.

9. Damm-Massagen: Vor der Geburt können Damm-Massagen für eine gute Durchblutung des Gewebes führen und es elastisch halten, was das Risiko für Geburtsverletzungen mindert.

10. Medizinische Behandlung: Sollten die Symptome lange nach der Geburt anhalten, machen Sie sich keine Gedanken – eine medizinische Behandlung von Inkontinenz ist im Grunde jederzeit möglich. Schwangere Frauen sollten sich hierzu an Ihren Arzt wenden.

Frau Beckenbodenübung

Woher weiß ich während der Schwangerschaft, ob ich Urin verliere (Inkontinenz) oder Fruchtwasser?

Abschnitt mit dem Namen Woher weiß ich während der Schwangerschaft, ob ich Urin verliere (Inkontinenz) oder Fruchtwasser?

Im Laufe der Schwangerschaft können viele Frauen zwischen Urin und Fruchtwasserverlust kaum unterscheiden. Unterscheiden lassen sich diese beiden Flüssigkeiten meist durch ihren Geruch


Urin weist in der Regel einen stärkeren Geruch auf, während Fruchtwasser kaum bis süßlich riecht. Für zusätzliche Sicherheit gibt es in Apotheken Indikationstests, die den pH-Wert bestimmen und so klären, ob es sich um Urin oder Fruchtwasser handelt.

Zusammenfassung Inkontinenz in der Schwangerschaft

Abschnitt mit dem Namen Zusammenfassung Inkontinenz in der Schwangerschaft

In diesem Artikel wurden verschiedene Aspekte der Blasenschwäche während und nach der Schwangerschaft besprochen. Es wurde erläutert, wie das Schwangerschaftshormon und vor allem der Druck des wachsenden Kindes auf die Blase, andere Organe und das Becken Inkontinenz begünstigen können. 


Zudem wurde diskutiert, wie zur Vorbeugung ein Beckenbodentraining, Sport, gesunde Ernährung und Inkontinenzprodukte helfen können, die Symptome zu mildern bzw. mit ihnen umzugehen.

Gegen den Verlust von Urin im Laufe der Schwangerschaft kann Beckenbodentraining helfen. Der Einsatz von Inkontinenzprodukten kann den Alltag erleichtern, gerade auch, wenn die Urinmenge etwas größer ist.

Natürlich ist ein ungewolltes Wasserlassen kein eindeutiges Anzeichen für eine Schwangerschaft. Hierfür kann es viele Ursachen geben. Gut zu wissen:Harndrang tritt im Rahmen einer Schwangerschaft verstärkt erst ab dem 2. Trimester auf.

Eine Schwangere muss möglicherweise häufiger auf die Toilette gehen, da das wachsende Baby Druck auf die Blase ausübt. Eine bestimmte Häufigkeit kann man leider hierbei nicht angeben. Manche Frauen lassen nur einige Tropfen Urin ungewollt ab, andere leiden an stärkerem Harnverlust in einem Schwall.

Das regelmäßige Training der Beckenbodenmuskulatur und Bewegungen können dazu beitragen, die Blasenkontrolle zu verbessern. Es ist ebenfalls wichtig, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, um die Harnwege gesund zu halten. In vielen Fällen können Inkontinenzprodukte den Alltag erleichtern.

Blasenschwäche in der Schwangerschaft kann auch nachts auftreten und ist relativ normal. Hormonelle Veränderungen und der zunehmende Druck des Babys auf die Blase können zu häufigem Wasserlassen und Urinverlust führen. Bei Sorgen oder starken Beschwerden sollte jedoch ein Arzt konsultiert werden.

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