Dysphagie (Schluckstörung): Definition, Symptome & Therapie

Valentin Kronreif ist Mitgründer bei anni.care
verfasst vonValentin Kronreif
zuletzt aktualisiert am6. Oktober 2023

In diesem Artikel klären wir Sie umfassend über Dysphagie (Schluckstörungen) auf. Sie erfahren alles Wichtige über Symptome, Ursachen und Behandlung. Ebenso geben wir Ihnen nützliche Hinweise zu pflegerischen Maßnahmen und Hilfsmitteln mit auf den Weg. Am Ende des Beitrags beantworten wir noch häufig gestellte Fragen.

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Dysphagie Schluckstörung

Dysphagie ist eine Schluckstörung, bei der Betroffene Schwierigkeiten haben, Nahrung, Flüssigkeiten oder Speichel herunterzuschlucken. 


Der Schluckvorgang, eine komplexe Abfolge von Bewegungen und Reflexen, ist gestört, was zu Problemen im Bereich des Mundes, des Rachens oder der Speiseröhre führen kann.


Die Schluckstörung kann in verschiedenen Stufen auftreten und je nach Ursache unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Einige Menschen spüren nur leichte Schluckbeschwerden, während sie essen und trinken, während andere erhebliche Probleme beim Schluckakt erleben. 

Seniorin mit Dysphagie

Dysphagie bezeichnet nicht einfach nur eine einzige Form von Schluckstörung; vielmehr unterscheidet die Medizin verschiedene Erkrankungen, die sich hauptsächlich nach der Lokalisation und Ursache der Störung unterscheiden. Die häufigsten Arten sind: 

1. Oropharyngeale Dysphagie


Die oropharyngeale Dysphagie bezieht sich auf Erkrankungen (Schluckstörungen), die im Mund und im Rachenraum auftreten. Ursächlich können Muskelschwächen oder neurologische Probleme sein. Ein Mensch mit dieser Form erlebt oft Schwierigkeiten beim Start des Schluckaktes und dem Transport der Lebensmittel in den Magen. Das Herunterschlucken kann verzögert sein und es besteht die Gefahr, dass Nahrung oder Flüssigkeit während des Essens in die Luftröhre gelangt.

2. Ösophageale Dysphagie


Bei der ösophagealen Dysphagie liegt das Problem in der Speiseröhre. Hier kann es zu einem Gefühl des Steckenbleibens von Essen oder Getränken kommen. Ursachen können Entzündungen, Narben oder Tumoren in der Speiseröhre sein.

3. Funktionelle Dysphagie


Die funktionelle Dysphagie ist nicht auf strukturelle Abnormalitäten zurückzuführen. Sie tritt auf, wenn die Nerven oder Muskelpaare, die den Schluckvorgang steuern, nicht richtig funktionieren. Sie ist oft eine Begleiterscheinung von neurologischen Erkrankungen wie einem Schlaganfall.

4. Neurogene Dysphagie


Diese Art der Schluckstörung tritt aufgrund von Problemen mit den Nerven auf, die den Schluckreflex steuern. Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder auch ein Schlaganfall können zu neurogenen Schluckstörungen führen.


Diese verschiedenen Formen von Schluckstörungen erfordern unterschiedliche diagnostische und therapeutische Ansätze. 


Es ist daher essentiell, die genaue Art und deren Ursache zu bestimmen, um eine effektive Therapie zu gewährleisten. Ein erfahrener Arzt oder Logopäde kann bei der Diagnostik und Behandlung unterstützen.

Mann kann nicht schlucken

Die Symptome der Schluckstörung können je nach Ursache und Art variieren. Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Schluckbeschwerden in unterschiedlichen Schweregraden auftreten können, von gelegentlichen Schwierigkeiten bis zu einer vollständigen Unfähigkeit, Nahrung oder Flüssigkeit zu konsumieren. 


Hier sind die häufigsten Anzeichen und Symptome, die mit Schluckstörungen in Verbindung stehen:

  • Schwierigkeiten beim Starten des Schluckvorgangs: Dies kann verzögert sein, insbesondere bei der oropharyngealen Dysphagie.

  • Gefühl des Steckenbleibens (ösophageale Dysphagie): Hierbei kann das Essen oder die Flüssigkeit in der Speiseröhre feststecken bleiben.

  • Husten oder Würgen beim Essen und Trinken: Dies kann passieren, wenn Nahrung oder Flüssigkeit in die Luftröhre gelangt.

  • Unwillkürliches Speichelfluss oder Speichelausfluss: Übermäßiger Speichel kann sich im Mund ansammeln, da das Verschlucken schwierig ist.

  • Schmerzen beim Schlucken: Dies kann durch Entzündungen oder Narben in der Speiseröhre verursacht werden.

  • Veränderungen in der Stimme nach dem Essen: Dies kann ein Zeichen dafür sein, dass Flüssiges in die Luftröhre gelangt.

  • Gewichtsverlust: Aufgrund der Störung bei der Nahrungsaufnahme können einige Patienten an Gewicht verlieren.


Es ist wichtig, beim Auftreten dieser Symptome einen Arzt zu konsultieren. Eine frühzeitige Diagnose kann dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern und geeignete therapeutische Maßnahmen einzuleiten.

Dysphagie Ursachen

Die Ursachen für eine Schluckstörung sind vielfältig und können entweder mechanischer oder neurologischer Natur sein. Einige Gründe sind vorübergehend, während andere chronisch sind und eine langfristige Betreuung erfordern. Es ist wichtig zu wissen, was genau die Schluckstörungen auslöst, um den richtigen therapeutischen Ansatz zu finden.

Mechanische Blockaden


Hierbei handelt es sich um physische Hindernisse, die das Herunterschlucken beeinträchtigen. Dazu gehören:

  • Tumore: Gutartige oder bösartige Wucherungen im Mund oder in der Speiseröhre können den Schluckvorgang behindern.

  • Speiseröhrenverengung: Narbenbildung oder andere Erkrankungen können die Speiseröhre verengen und das Aufnehmen von Nahrung für den Patienten erschweren.

  • Speiseröhrenring: Ein enger Ring aus Gewebe in der unteren Speiseröhre kann feste Nahrung blockieren.

Neurologische Störungen


Verschiedene neurologische Erkrankungen und Ereignisse können das Herunterschlucken beeinträchtigen:

  • Schlaganfall: Ein Schlaganfall kann die Schluck-Muskeln lähmen oder schwächen.

  • Parkinson-Krankheit: Dieses progressive neurologische Leiden kann den Schluckvorgang stören.

  • Multiple Sklerose: Diese Autoimmunerkrankung kann die Muskeln und Nerven beeinträchtigen, die im Mund für die Funktion des Herunterschluckens verantwortlich sind.

Sonstige Ursachen


  • Alterungsprozess: Mit zunehmendem Alter können Schwierigkeiten beim Schlucken auftreten, da die Muskelkraft im Alter abnimmt und zu einer Störung der normalen Funktionen führen kann

  • Medikamenteneinnahme: Einige Medikamente können das Schlucken erschweren oder zu Trockenheit im Mund führen.

  • Säurereflux: Dabei fließt Säure aus dem Magen zurück in die Speiseröhre und kann zu Entzündungen, Narbenbildung und anderen Erkrankungen führen.


Das Verständnis dieser Ursachen ermöglicht es, die geeigneten Diagnostikverfahren zu bestimmen und eine passende Behandlungsstrategie für den Patienten zu entwickeln.

Ärztin diagnostiziert Mann


1. Anamnese: Der erste Schritt in der Diagnostik ist ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt oder Ärztin und Patienten. Es folgt eine Abklärung zum Zeitpunkt des Einsetzens der Symptome, das Vorhandensein anderer gesundheitlicher Probleme und der genauen Umstände des Schluckens.


2. Körperliche Untersuchungen: Hierbei untersucht der Arzt oder die Ärztin den Hals- und Mundbereich, die Lippen, den Schließmuskel, den Rachen, die Zunge, Mundhöhle und Kiefer des Patienten, testet die Motorik im Mund und beurteilt die Schluckfähigkeit durch bestimmte Manöver.


3. Röntgen mit Bariumbrei (Schluckakt-Röntgen): Hierbei trinkt der Patient eine spezielle Flüssigkeit (Bariumbrei), die auf Röntgenbildern sichtbar ist. Während des Trinkens werden Röntgenbilder gemacht, um den Schluckvorgang und die Funktion von Speiseröhre und Magen zu beurteilen.


4. Endoskopische Untersuchung: Ein flexibler Schlauch mit einer Kamera (Endoskop) wird durch die Mundhöhle des Patienten eingeführt, um die Struktur von Rachen, Gaumensegel und Kehlkopf zu betrachten und mögliche Hindernisse oder Anomalien in den Gewebe-Strukturen zu identifizieren.


5. Manometrie: Dieses Verfahren misst den Druck im Inneren der Speiseröhre. Es hilft dabei, den Muskeltonus und die Bewegung der Speiseröhre zu beurteilen.


Die Ergebnisse dieser Untersuchungen geben dem Arzt oder der Ärztin einen klaren Überblick über die Art und den Schweregrad der Dysphagien und ermöglichen es ihm, eine geeignete Therapie für den Patienten zu empfehlen.

Dysphagie Stufen 1-2-3-4

Stufe 1 - Leichte Dysphagie:


  • Beginnende Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme – vor allem bemerkt bei trockenen oder härteren Lebensmitteln.

  • Kann ohne größere Komplikationen behandelt werden.

  • Anpassungen in der Ernährung und ein Bewusstsein beim Essen können hilfreich sein.

Stufe 2 - Mäßige Dysphagie:


  • Probleme werden bei der Nahrungsaufnahme häufiger und auch bei weicheren Speisen bemerkt.

  • Es besteht das Risiko des Verschluckens von Flüssigkeiten.

  • Therapeutische Übungen und eine medikamentöse Behandlungen könnten erforderlich sein.

Stufe 3 - Schwere Dysphagie:


  • Schlucken und Nahrungsaufnahme sind konstant schwierig, unabhängig von der Art der Nahrung.

  • Es besteht ein erhöhtes Risiko für eine Aspiration (Eindringen von Nahrung oder Flüssigkeit in die Luftröhre).

  • Intensive Therapie und möglicherweise invasive Verfahren werden benötigt.

Stufe 4 - Vollständige Dysphagie:


  • Schlucken ist fast oder vollständig unmöglich.

  • Es besteht ein hohes Aspirationsrisiko und Ernährung könnte über alternative Wege erforderlich sein, z. B. durch eine Magensonde.


Jede Stufe einer Schluckstörung erfordert eine individuelle Herangehensweise und unterschiedliche Pflegemaßnahmen.

Alter Mann mit Dysphagie an Gerät

Schluckstörungen können die Lebensqualität erheblich beeinflussen. Glücklicherweise gibt es verschiedene therapeutische Ansätze und Übungen, um eine Schluckstörung zu behandeln und die Betroffenen zu unterstützen.

Therapieansätze


  • Schlucktherapie: Individuell angepasste Techniken, um sicherer und effektiver zu schlucken.

  • Medikamentöse Therapie: Arzneimittel, um bestimmte Ursachen oder Symptome zu behandeln.

  • Operation: Bei anatomischen Problemen oder Hindernissen im Schluckweg.

  • Ernährungsanpassungen: Änderung der Konsistenz von Nahrung und Flüssigkeiten.

Übungen


  • Kinn-an-die-Brust-Technik: Senken des Kinns beim Schlucken.

  • Neuromuskuläres Training: Aktive und passive Bewegungen zur Stärkung der Muskulatur.

  • Atem- und Pausentechnik: Bewusstes Atmen und Pausieren beim Essen.


Individuelle Therapieansätze und Übungen sollten immer in Absprache mit Fachleuten erfolgen, um eine größtmögliche Erfolgsaussicht und Sicherheit zu gewährleisten.

Es gibt eine Reihe von Hilfsmitteln, die dazu beitragen können, die Sicherheit beim Essen und Trinken zu erhöhen und das alltägliche Leben mit Schluckstörungen zu erleichtern.

Hilfsmittel-bei-Dysphagie
  • Spezialgeschirr und -besteck: Ergonomisch geformte Löffel oder Gabeln können das Essen erleichtern. Tiefe Teller verhindern das Verschütten von Flüssigkeiten.

  • Verdickungsmittel: Diese können zu Getränken hinzugefügt werden, um ihre Konsistenz durch Quellen zu ändern, was den Vorgang des Herunterschluckens erleichtern kann.

  • Trinkbecher mit Ausguss: Sie reduzieren das Risiko des Verschluckens durch kontrolliertes Trinken.

  • Spezialnahrung: Bereits verdickte oder pürierte Nahrungsmittel, die speziell für Menschen mit Schluckbeschwerden hergestellt werden.

  • Nahrungspumpen: Für Patienten, die eine Sondenernährung benötigen, sind diese Pumpen essenziell.


Es ist wichtig, vor der Anschaffung eines Hilfsmittels eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um sicherzustellen, dass es den individuellen Bedürfnissen entspricht.

Menschen, die an Schluckstörungen leiden, benötigen nicht nur eine medizinische Unterstützung, sondern oft auch spezielle pflegerische Maßnahmen, um sicherzustellen, dass sie sicher essen und trinken können. Hier sind einige zentrale pflegerische Maßnahmen für Patienten mit Schluckbeschwerden:

  • Aufrechte Position: Beim Essen oder Trinken sollten Betroffene in einer aufrechten Position sein, um das Risiko des Verschluckens zu minimieren.

  • Kleine Bissen: Das Essen in kleinen Mengen und gründliches Kauen kann das Schlucken erleichtern.

  • Atemtechnik: Das Anlernen von speziellen Atemtechniken kann helfen, das Verschlucken von Nahrung zu verhindern.

  • Regelmäßige Mundpflege: Die Mundpflege nach jeder Mahlzeit beugt Infektionen vor, die durch zurückbleibende Nahrungsreste verursacht werden könnten.

  • Ständige Überwachung: Besonders in fortgeschrittenen Stadien der Schluckstörung ist eine ständige Beobachtung während des Essens unerlässlich.

  • Kommunikation: Das Einbeziehen des Patienten in Entscheidungsprozesse und das Verstehen der Erkrankung und seiner Bedürfnisse und Ängste sind zentral.

  • Weiterbildung: Pflegekräfte sollten regelmäßig geschult werden, um die neuesten Techniken und Erkenntnisse im Umgang mit Dysphagie zu kennen.


Eine individuelle und empathische Pflege ist entscheidend, um das Wohlbefinden und die Sicherheit von Personen mit dieser Erkrankung zu gewährleisten.

Dysphagie bezieht sich auf Schwierigkeiten beim Schlucken. Schluckstörungen sind ein umfassenderer Begriff, der alle Arten von Problemen beim Schlucken beschreibt. Dennoch werden beide Begriffe oft synonym verwendet.

Die Symptome von Dysphagie sind vielfältig. Sie unterscheiden sich nach der Art der Dysphagie. Meist beinhalten sie Schmerzen beim Schlucken, das Gefühl, dass Essen oder Flüssigkeit im Hals stecken bleibt, und häufiges Husten oder Würgen beim Essen.

Die Auslöser von Schluckstörungen variieren und können neurologische Erkrankungen, physische Blockaden im Hals oder Speiseröhre und Muskelschwächen einschließen. Andere Ursachen können entzündliche Zustände oder chirurgische Eingriffe sein.

Dysphagie kann zu schweren Gesundheitsrisiken führen. Aspiration von Nahrung in die Lunge kann zu Aspirationspneumonie führen. Außerdem besteht die Gefahr von Unterernährung und Dehydration.

Ob eine Dysphagie heilbar ist, hängt von ihrer Ursache ab. Einige Formen der Dysphagie sind temporär, andere sind dauerhafter. Es ist wichtig, einen Facharzt zu konsultieren, um eine genaue Diagnose und Behandlungsplan zu erhalten.

Die Dauer der Dysphagie ist individuell unterschiedlich. Sie kann von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten oder sogar Jahren reichen. Es hängt stark von der Ursache und der angewendeten Behandlung ab.

Zur Behandlung von Dysphagie gibt es spezialisierte Therapien. Logopäden bieten spezielle Schlucktherapien an. In einigen Fällen können auch Medikamente oder chirurgische Eingriffe notwendig sein.

Bei Dysphagie ist es ratsam, bestimmte Lebensmittel zu vermeiden. Insbesondere harte, klebrige oder trockene Nahrungsmittel können das Schlucken erschweren. Es ist wichtig, die Ernährung entsprechend anzupassen.

Bei Dysphagie können bestimmte Flüssigkeiten hilfreich sein. Flüssigkeiten sollten eventuell verdickt werden, um das Schlucken zu erleichtern. Spezialisierte Trinktechniken können ebenfalls nützlich sein

Für Menschen mit Dysphagie gibt es spezielle Übungen. Diese Übungen zielen darauf ab, die Muskeln zu stärken und die Koordination zu verbessern. Ein Logopäde kann diese Übungen anleiten und empfehlen.

Die Diagnose einer Dysphagie kann von verschiedenen Fachärzten gestellt werden. In der Regel sind HNO-Ärzte oder Neurologen die richtigen Ansprechpartner. Es ist wichtig, bei Schluckbeschwerden schnell einen Experten zu konsultieren.

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